Forscher haben über einen Zeitraum von zwölf Jahren Daten von 1098 Joggern und 413 Nicht-Joggern ausgewertet. Ergebnis: Exzessives Joggen ist gefährlich. Doch stimmt das wirklich?

Joggen: Auf das richtige Maß achten

Doch beim Joggen sollte man auf das richtige Maß achten. So legt eine Forschungsstudie aus Dänemark nahe, dass sich durch Jogging aus gesundheitlicher Perspektive lediglich dann ein positiver Effekt einstellen kann, wenn moderat oder leicht joggen. Das ideale Maß – so die Studie weiter – liege bei etwa einer bis ca. zweieinhalb Stunden pro Woche. Der persönliche Trainingsplan sollte am besten diversifiziert werden, sodass sich die Einheiten in der Woche idealerweise auf mehr als drei verschiedene Termine verteilen. Dies berichtet die Fachzeitschrift „Journal of the American College of Cardiology“. Darüber hinaus sei es wichtig, das Tempo nicht zu hoch zu halten[1].

„Wer mit weniger als zehn Stundenkilometern laufe, fördere sein gesundheitliches Wohlergehen ebenso wie ein schneller Jogger.“

Die Studie im Detail

Bei der Ermittlung der Ergebnisse der Studien griffen die aus Kopenhagen kommenden Forscher auf Daten von insgesamt 1098 Joggerinnen und Joggern sowie 3950 Nicht-Joggerinnen und Nicht-Joggern zurück [2]. Beide erfreuten sich während der Erhebung bester Gesundheit. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich insgesamt auf über zwölf Jahre. Dabei kam heraus, dass die Rate der Sterblichkeit unter den exzessiven Jogern in etwa jener der von Nicht-Joggern entsprach. Die niedrigste Rate der Sterblichkeit lag übrigens unter den „leichten“ Joggern. Darauf folgten die „moderaten“ Jogger. Die Daten im Detail sind [3]:

Trainingshäufigkeit

EinteilungTeilnehmeranzahlTodesfälle (aufgrund jeder Ursache)
Kein Training:413128 (~3,1%)
< 1 Stunde pro Woche:64020 (~3,13%)
1 - 2,4 Stunden: 2864 (~1,4%)
2,5 - 4 Stunden: 1223 (~2,46%)
> 4 Stunden:501 (~2%)

Trainingsregelmässigkeit

EinteilungTeilnehmeranzahlTodesfälle (aufgrund jeder Ursache)
Kein Training:413128 (~3,1%)
< 1 Mal pro Woche:3235 (~1,55%)
2 - 3 Mal:4747 (~1,48%)
> 3 Mal:845 (~5,95%)

Trainingstempo

EinteilungTeilnehmeranzahlTodesfälle (aufgrund jeder Ursache)
Kein Training:413128 (~3,1%)
Langsames Tempo:1787 (~3,93%)
Moderates Tempo: 70415 (~2,13%)
Schnelles Tempo:2016 (~2,99%)

Trainingsgruppe

EinteilungTeilnehmeranzahlTodesfälle (aufgrund jeder Ursache)
Kein Training:413128 (~3,1%)
Leichtes Training:5767 (~1,22%)
Moderates Training:2628 (~3,05%)
Exzessives Training:402 (~5%)

 

Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen

Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass anstrengendes Joggen über einen Zeitraum mehrerer Jahrzehnte erhebliche Risiken für die Gesundheit mit sich bringen dürfte – hierbei vor allem für das Herz-Kreislauf-System, wie der für das Hospital Frederiksberg tätige Peter Schnohr in Kopenhagen zur Untersuchung erläuterte. Gehe es darum, die persönliche Lebenserwartung zu steigern, sei es ratsam, lediglich ein Mal in der Woche zu joggen und dies nur in einer moderaten Geschwindigkeit. Alles was dieses Maß überschreite, sei in dieser Hinsicht sogar schädlich, so Schnohr.

Kritik seitens der Hobbysportler

Teilnehmer beim Marathon in Berlin

Beim Joggen sollte man auf das richtige Maß achten. Das ideale Maß – so die Studie weiter – liege bei etwa einer bis ca. zweieinhalb Stunden pro Woche.

Doch an der Auslegung der Studie über exzessives Joggen gibt es – insbesondere in der Community von Hobbysportlern – auch eine Breite an Kritik. Die Schlussfolgerung der Untersuchung etwa, exzessives Laufen sei so schlecht wie überhaupt nicht zu laufen, sei gestützt auf die Zahl von zwei Todesfällen. Außerdem wird bemängelt, die tatsächliche Faktenlage sei unklar. Die Kritik zielt hier insbesondere auf wissenschaftliche Fragen im Bereich der statischen Herangehensweise ab. So wird zum Beispiel das hohe Ungleichgewicht in puncto des Alters in den Gruppen bemängelt und die Verteilung der Geschlechter in den einzelnen Gruppen vehement in Frage gestellt. Während 43,1 Prozent der Gruppe derjenigen, die gar nicht läuft und 49,1 Prozent jener, die leicht trainiert, männlich gewesen sind, beläuft sich dieser Wert in der Gruppe derjenigen, die exzessiv trainieren auf immerhin 80 Prozent.

  • Mit (nur) zwei Todesfällen in der exzessiv-trainierenden Gruppe ist es nicht möglich eine Unteranalyse der verschiedenen Todesursachen durchzuführen. Sind die Jogger an einer Herzerkrankung, an einem Autounfall oder an einem Krebsleiden gestorben? Diese Informationen können nicht aus der Studie entnommen werden.
  • Zudem basiert die Schlussfolgerung – exzessives Joggen ist gefährlich – auf zwei Todesfällen innerhalb von mehr als einem nachfolgenden Jahrzehnt.

Weitere Studien notwendig

Erst weitere Studien werden hier Licht ins Dunkeln bringen. Doch eine Annäherung an die Wahrheit durch die Studien scheint auch nicht ausgeschlossen, denn es ist bekannt, dass exzessiver Sport gemeinhin gesundheitliche Folgen hat. Beispiel im Bereich des Tennissports etwa ist Boris Becker, der mit einer Bandscheibe und einem künstlichen Knie den Preis für seine exzessive, aber sportlich äußerst erfolgreiche Karriere zahlen muss, wie er selbst in Interviews auch immer wieder betont. Immer wieder sorgen Studien über das Joggen für Aufregung, wie etwa jene, dass Joggen die Knie kaputt mache (was mittlerweile widerlegt zu sein scheint). Dennoch sollte man sich die Ergebnisse von Studien immer genau anschauen. Gewisse Tendenzen lassen sich aus dieser Studie auf jeden Fall ablesen.

Quellen zum Beitrag:

[1] Welt.de: Nur "moderates" Joggen verlängert das Leben
[2] Medizinaktuell.info: Mehr Schaden als Nutzen durch exzessives Joggen?
[3] Journal of the American College of Cardiology