Der Laufschuh blickt mittlerweile auf eine 60-jährige Vergangenheit zurück. Dieser Beitrag blickt zurück und beschäftigt sich mit verblüffende Ideen und Entwicklungen.

Vom Roadrunner zum Nike Air

Heute ist der Laufsport beliebter denn je und auf dem Laufschuhmarkt gibt es unzählige verschiedene Modelle, die optimalen Komfort und grandiose Laufleistungen ermöglichen. Doch die Entwicklung der ersten Joggingschuhe ist noch nicht lange her. Maßgeblich an dieser beteiligt waren neben den Pionieren wie Adidas, Puma, Brütting und Nike auch die Menschen, die stets neue Schaum- und Plastikverbindungen auf Flexibilität und Federung testeten. Der folgende Artikel wird dir einen Überblick über die Historie der Laufschuhe geben, denn diese enthält wirklich so einige verblüffende Ideen und Entwicklungen.

Die Ausgangssituation

Bis vor einigen Jahrzehnten war der Laufsport noch deutlich unkomfortabler als er es heute ist. Dies ist aber auch nicht weiter verwunderlich, denn damals bestand der Zweck eines Schuhs lediglich darin, den Fuß vor Dornen und anderen spitzen Gegenständen zu schützen. Verglichen mit den unflexiblen Schuhen von damals, lässt es sich mittlerweile nahezu wie auf Wolken laufen. Die Geschichte der modernen Laufschuhe, wie wir sie heute kennen, beginnt zeitgleich mit dem Laufboom in den 1970ern. Denn erst mit dem Anstieg der Anzahl an Laufsportlern, gab es auch eine steigende Nachfrage nach entsprechendem Schuhwerk.

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Ein Blick zurück

Beginnen wir am Besten einmal ganz am Anfang. Früher bestanden Schuhsohlen ausschließlich aus Leder. Erst nach der Erfindung des Gummis kam es zur Produktion der ersten, etwas komfortableren Sportschuhe. Eine wichtige Weiterentwicklung in der Schuhindustrie verursachte daraufhin der im Jahr 1900 in Herzogenaurach geborene Adolf Dassler. Zu Beginn der 1920er Jahre, und somit nur kurz nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg, fertigte Dassler seine ersten Leinensportschuhe an. Im Jahr 1924 stieg auch Adolfs Bruder Rudolf in das Unternehmen ein, welches von da an den Namen „Gebrüder Dassler Schuhfabrik“ trug. Bereits bei den Olympischen Spielen von 1928, die zu der Zeit in Amsterdam ausgetragen wurden, trugen zahlreiche Athleten aus aller Welt die Leinenschuhe Dasslers.

Falls ihr euch jetzt fragt, wieso ihr noch nie etwas von den Kassler-Brüdern gehört habt: Das habt ihr sehr wohl. Oder sind euch die Sportmarken Adidas und Puma etwa kein Begriff? Ja tatsächlich, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zerstritten sich die Brüder so heftig, dass sie ihr Unternehmen aufteilten. Auch heute noch hat der Sportartikelhersteller Adidas, welcher nach Adolf Dassler benannt wurde, seinen Sitz nur wenige hundert Meter von Rudolfs Unternehmen Puma entfernt.

Ein weiterer, wichtiger Pionier bei der Entwicklung der ersten Laufschuhe und guter Bekannter der Dassler-Brüder, war der Japaner Kihachiro Onitsuka. Unter dem Markennamen Onitsuka Tiger entwickelte er seine ersten Sportschuhe in den 50er und 60er Jahren. Heute ist diese japanische Sportschuhmarke unter dem Namen Asics bekannt. Der Name steht übrigens für den lateinischen Ausdruck „anime sana in corpore sano“, welcher übersetzt so viel wie „eine gesunde Seele in einem gesunden Körper“ bedeutet.

1970: Der „Roadrunner“ wird erstmals bei Wettkämpfen eingesetzt

Als Erfinder des ersten richtigen Laufschuhs gilt heute aber der deutsche Schuster Eugen Brütting, welcher den „Roadrunner“ in Zusammenarbeit mit dem neuseeländischen Trainer Arthur Lydiard entwickelte. Dieser Laufschuh wurden 1970 dann schließlich erstmals bei Wettkämpfen eingesetzt und war schon bald von Erfolg gekrönt. Unzählige Mittel- und Langstreckenläufer aus dem Team Lydiards entschieden wichtige Läufe auf internationalen Strecken für sich. Damit wurden Schuhhersteller überall auf der Welt auf den „Roadrunner“ aufmerksam. Heute wird dieser Kult-Laufschuh in nur gering abgewandelter Form weiterhin hergestellt und verkauft.




Stark abhängig waren die Entwicklungen in der Laufschuhbranche von den Zulieferern der Schuhmaterialien. Neu entdeckte Möglichkeiten zur Ölverarbeitung und die Fortschritte der Chemieindustrie bezüglich der Entwicklung neuer Schaum- und Plastikverbindungen, ermöglichten neue, innovative Sportschuhmodelle.

Ein wesentlicher Bestandteil moderner Laufschuhe ist zudem die gedämpfte Mittelsohle, welche erstmals in den 60er Jahren verwendet wurde. Eben diese Sohle wurde auch in Brüttings „Roadrunner“ integriert und ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Bestandteile, die den Erfolg dieses Laufschuhs ermöglichten. Ein weiterer Vorteil des im Roadrunner verwendeten Materials bestand in dem weichen Wildleder, welches das bis dahin verwendete, härtende Glattleder, als Obermaterial ersetzte.

Adidas zieht mit dem Laufschuh „Achill“ nach

Bereits im Jahr 1968 erschien dann mit dem Laufschuh „Achill“ von Adidas, ein Modell auf dem Markt, welches ebenso von Erfolg gekrönt war wie Brüttings „Roadrunner“. Die Besonderheiten des „Achill“ bestanden, neben der praktischen Schnürung, in der Sägeprofil-Laufsohle. Im Jahr 1969 wurde der Schuh dann mit dem Einsetzen eines Fersenteils, welches den Abrollvorgang beim Lauftraining deutlich verbesserte, weiterentwickelt.

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Entwicklungen auf dem US-amerikanischen Laufschuhmarkt

Vergleichsweise spät kamen mit dem Hersteller Nike in den 70er Jahren auch Impulse aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Zur gleichen Zeit produziert auch die Firma New Balance ihre ersten Laufschuhe, welche jedoch zunächst nur auf dem US-amerikanischen Markt vertrieben wurden. Auch der Schuhproduzent Tonic, welcher bis zum Jahr 1970 nahezu ausschließlich als Golfschuhhersteller bekannt war, begann nun damit, sich der Entwicklung von Jogging-Schuhen zu widmen.

Die Entwicklung von Nike

Insbesondere die Entwicklung des Nike-Konzerns ist sehr interessant zu betrachten. Zum Ende der 70er Jahre gründeten der Lauftrainer Bill Bowerman und sein Schützling Phil Knight die Firma Blue Ribbon Sports, welche später zu Nike umbenannt wurde. Ein interessanter Fakt besteht diesbezüglich darin, dass eben dieser Phil Knight seine Abschlussarbeit am College der Frage widmete, wie es für einen Sportartikelhersteller möglich wäre, Adidas und Puma als Weltmarktführer abzulösen und ihre innovativen Laufschuhe zu übertreffen. Diese Überlegungen setzte er mit Nike in die Tat um. Nach den ersten Entwicklungen und Testläufen griff das Unternehmen schließlich Ende der 70er Jahre international in die Laufschuhbranche ein. Der in Heidelberg lebende Amerikaner Robert Whitsun begann mit dem Vertrieb von Nike-Sportschuhen, womit die deutschen Hersteller Puma und Adidas neue Konkurrenz erhielten. Insbesondere aufgrund der Weiterentwicklung der Tennisschuhe steigerte Nike seinen Marktanteil in der USA und spätestens mit dem Basketball-Spieler Michael Jordan als Werbegesicht, stiegen die Umsätze des Unternehmens enorm an. Ein sehr beliebtes Schuhmodell in den 70er Jahren war der „Cortez“ von Nike. Eine Geschichte besagt, dass Bill Bowerman die Außensohle dieses Modells zu Beginn mit dem Waffeleisen seiner Frau in Form brachte.

Die 80er-Jahre

Mit dem Schuh-Modell „Tailwind“ beschleunigt Nike die Entwicklung der Laufschuhtechnologie, indem sie erstmals eine Luft-Dämpfung in die Zwischensohle einbauten. Da die Nike Laufschuhe jedoch in erster Linie für Beton- und Asphaltuntergrund geeignet waren, klagten bald zahlreiche europäische Waldläufer aufgrund von Problemen mit ihrer Achillessehne. Doch dank zahlreicher Weiterentwicklungen, etablierte sich Nike dann ab Mitte der 80er auch auf dem europäischen Laufschuhmarkt.

Auch das Unternehmen New Balance integrierte sich mehr und mehr auf den europäischen Märkten. Im Zuge der somit verstärkten Konkurrenz entwickelte Adidas Im Jahr 1980 den „Marathon Trainer“, welcher dank hervorragender Dämpfung und dem Mesh-Obermaterial bei professionellen Sportlern, wie auch Hobby-Läufern, gleichermaßen Begeisterung auslöste. Kurz darauf zog auch Asics mit dem, bei Läufern früher wie heute nahezu vergötterten, „Alliance“ nach. Auf diesen Erfolg konterte Adidas in den 80er Jahren mit Modellen wie dem „Atlanta“ oder „Oregon“.




Auch zahlreiche weitere Hersteller versuchten den Markt mit immer neuen Innovationen und Materialien zu erobern. So gab es auch einige sehr außergewöhnliche Erfindungen. Unter anderem entwickelte Reebok den „Pump“, bei welchem die Schnürung durch ein Aufpumpen ersetzt wurde. Bei Pumas Disc-System aus dem Jahr 1988 war eine kleine Drehscheibe auf der Schuhlasche integriert, die das Spannen dünner Nylonfäden verursachte. Durchgesetzt haben sich diese Ideen jedoch offensichtlich nicht.

Fazit

Alles in allem zeigt der Blick auf die Entwicklung des Laufschuhs, wie sehr Konkurrenz den Markt beleben kann. Ohne die zahlreichen Pioniere wie Brütting, Adidas, Puma, Reebok, Onitsuka Tiger und später auch Nike, die sich gegenseitig immer wieder mit neuen Innovationen übertrumpften, wäre eine solch rasante Marktentwicklung in der Laufschuhbranche nicht möglich gewesen. Auch heute werden die neuesten Laufschuh-Modelle stets weiterentwickelt, um den Sport für Läufer aus aller Welt, so angenehm wie möglich zu machen und Spitzenleistungen zu ermöglichen.