Zahlreiche Magazine und Blogs berichten über das angebliche Wundermittel Kompressionskleidung. Höher, schneller, weiter … Kompressionsstrümpfe und enge Laufhosen müssen also her. Nun die Ernüchterung: Schneller wird man mit ihnen nicht, möglicherweise haben sie aber einen anderen Nutzen.

Kompressionskleidung macht nicht schneller aber erholter

Während früher Kompressionsstrümpfe insbesondere bei älteren Menschen aus medizinischen Gründen zur Vermeidung von Thrombosen eingesetzt wurden, hat sich seit einigen Jahren das Tragen von Kompressionskleidung bei Sportlern eingebürgert. Die Hersteller warben mit mehr Leistungsfähigkeit und höheren Geschwindigkeiten bei Läufern. Nachdem sich nun Wissenschaftler mit dem Thema auseinandergesetzt haben, bleibt von den ursprünglichen Behauptungen nicht mehr viel übrig – doch trotzdem hat die enge Sportbekleidung wissenschaftlich begründbare Vorteile.

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Wieso die Geschwindigkeit gesteigert werden sollte

Die Vermutungen besagten, dass die Stützfunktion für die Venen den Rücktransport von verbrauchtem, sauerstoffarmen Blut aus der Beinmuskulatur nach oben zum Herzen und den Lungen zu einem besseren Nachschub von sauerstoffreichem Blut sorgen würde und deshalb die Leistungsfähigkeit gesteigert würde. Auch ein reduziertes Muskelzittern würde die Muskeln weniger belasten und somit die Geschwindigkeit steigern besagten einige Behauptungen. Die Effekte sind teilweise tatsächlich vorhanden, jedoch wird die Geschwindigkeit weder beim Sprint, noch beim Joggen oder Marathon über unterschiedlichste Distanzen positiv beeinflusst.

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Studien zum Thema „Kompressionskleidung“ im Überblick

State University von Ohio

Um die Wirkung von Kompressionskleidung auf die Beinmuskulatur zu erforschen, wurde eine Reihe von Studien durchgeführt. Darunter befindet sich eine Studie, welche an der Ohio State University unter der Leitung von Prof. Dr. Ajit Chaudhari durchgeführt und teilweise von dem Sportartikelhersteller Nike finanziert wurde. Für die Studie wurden 20 Versuchsteilnehmer an jeweils drei verschiedenen Tagen für eine halbe Stunde ohne, mit schwacher und mit starker Kompressionskleidung auf dem Laufband getestet. Es wurden tatsächlich in den meisten Muskelgruppen der Beine, mit Ausnahme der Muskeln auf der Oberschenkelrückseite, ein deutlich reduziertes Zittern gemessen. Gleichzeitig wurde jedoch mit Drucksensoren im Laufband das Laufverhalten untersucht, wobei auffiel, dass mit und ohne Kompressionskleidung eine ähnlich starke Erschöpfung der Muskeln eintritt.

Ergebnis: Trotz Kompressionskleidung, eine ähnlich starke Erschöpfung der Muskeln.

 

Institut für Technologie in Karlsruhe

Eine andere Studie am Karlsruher Institut für Technologie unter der Leitung von Dr. Florian A. Engel zeigte, dass sich Erschöpfung der Muskulatur, sowohl messbar als auch dem subjektiven Empfinden nach, erst später und deutlich abgeschwächt zeigt, das Laufverhalten ökonomischer wurde, die maximale Muskelkraft direkt nach dem Laufen höher war und vor allem, dass sich der Lactatwert schneller normalisierte sowie Markermoleküle für Muskelverletzungen und Entzündungen reduziert waren.

Ergebnis: Das Tragen von Kompressionskleidung lässt den Lactatwert des Körpers schneller normalisieren.

 

Universidad del País Vasco

Eine Studie an der Universidad del País Vasco unter Dr. Diego Marqués-Jiménez zeigte ebenfalls reduzierte Lactatwerte, reduzierte Schwellung der Muskeln und gesteigerte Kraft, wodurch auf eine schnellere Erholung geschlossen werden kann.

Ergebnis: Schnellere Erholung der Muskeln durch einen reduzierten Lactatwert.

Auch andere Studien zeigten ähnliche Effekte auf die Muskulatur, darunter eine Studie an der St Mary’s University und an den Hohestein Instituten.

Wieso macht das Tragen von Kompressionskleidung Sinn?

man-mit laufschuhen-und-kompressionskleidungAuch wenn die Geschwindigkeit beim Joggen oder anderen Laufsportarten nicht durch die enge Bekleidung gesteigert wird, so zeigen die verschiedenen Studien, dass es für dich als Sportler deutliche Vorteile für deine Muskulatur gibt. Insbesondere die deutliche Reduktion der Lactatwerte, welche bei Sauerstoffmangel im Muskel ansteigen, ist ein Zeichen dafür, dass der Muskel besser mit frischem Blut versorgt wird. Lactat ist außerdem ein Stoff, welcher die Muskelzellen angreift und somit sowohl zu einer Schädigung des Muskels, als auch zu einer schnelleren und stärkeren Erschöpfung führt. Die unterschiedlichsten Moleküle, welche auf Erschöpfung und Muskelschäden hinweisen waren in allen Studien reduziert.

Daraus ergibt sich, dass du zwar keine Leistungssteigerung erwarten darfst, jedoch deine Muskeln wesentlich weniger erschöpft werden. Darüber hinaus werden sich deine Muskeln durch die Kompressionskleidung deutlich schneller erholen. Das bedeutet zumindest, dass du nach dem Laufen weniger Pausen machen musst und früher wieder trainieren kannst. Auch der Muskelkater, welcher sich durch Muskelschäden ergibt, dürfte reduziert werden.

Wissenschaftler sagen auch, dass das subjektive Empfinden eine Rolle spielt. Alle befragten Versuchsteilnehmer berichten, dass sie sich besser fühlten. Auch wenn das ein Placebo Effekt sein mag, so solltest du auf das Tragen von hochwertiger Kompressionskleidung von Markenherstellern wie Nike oder CEP nicht verzichten.

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